Analogieverfahren
Kurzbeschreibung
Beim Analogieverfahren wird grundsätzlich auf die Ist-Werte von vergleichbaren, bereits abgewickelten Projekten zurückgegriffen. Diese Ist-Werte werden dabei mit den entsprechenden Korrekturfaktoren multipliziert. Je genauer und aktueller solche Daten auf einer Projekt-Erfahrungsdatenbank sind, um so bessere Voraussetzungen bestehen für eine genaue Einschätzung des neuen Projekts. Eine Projekt-Erfahrungsdatenbank sollte in ihre verschiedenen Eigenschaftsgruppen gegliedert werden (End 1990):
- Projektkurzbeschreibung
- Projektidentifikation
- Ergebnisse
- Aufwand
- Eingesetzte Hilfsmittel für Umgebungsbedingungen, Randbedingungen, Erkenntnisse
- Einflussfaktoren
- Klare Gliederung der Arbeitspakete
Beim Vorgehen werden im Allgemeinen die folgenden Arbeitsschritte durchgeführt:
Ablauf | |
1. | Die Einflussfaktoren und ihre Ausprägungen für das geplante Projekt werden bestimmt |
2. | Es wird ein ähnliches, abgeschlossenes Projekt identifiziert (Analogieprojekt) |
3. | Die Unterschiede in den Ausprägungen der Einflussfaktoren zwischen Analogieprojekt und geplantem Projekt werden ermittelt. |
4. | Risikoeinschätzung des Projektes Risikoklasse in % = Vorhandener Skalenwert pro grösstmöglicher Skalawert x 100 |
5. | Schätzen der Aufwände
Dabei müssen sogenannte Bezugsgrössen definiert werden, wie z.B.:
|
6. | Bezug herstellen zur Aufwandschätzung (z.B. gemäss der Projekterfahrungs-DB oder der Delphi-Methode) der Pakete PM |
7. | Der Aufwand des geplanten Projektes wird unter Berücksichtigung der Unterschiede auf Basis des Aufwands des Analogieprojektes berechnet. |
8. | Modifizierung der Aufwände PM(PO) PM(P1) = PM (PO)* F(a) * F(b) * F(c) * F(d) * F(e) |
Anwendungsbereich
Der Anwendungsbereich liegt insbesondere bei internen Projekten, bei denen das gleiche Vorgehen angewendet wird. Noch besser zur Geltung kommt diese Methode bei sogenannten Roll-Out-Projekten, bei denen z.B. in verschiedenen Ländern ein Produkt- oder Systemroll-Out gemacht wird.
Stärken
- Gibt zu Beginn eines Projektes wertvolle Hinweise über Trendbereiche, Richtungen etc.
- Hohe Schätzqualität bei repetitiven Projekten
- Sehr einfache Anwendung und somit transparent. Dies ermöglicht eine schnelle Aufnahme der Projektgrössen für das Management
- Existieren genügend Aufwandswerte abgeschlossener Projekte mit der entsprechenden Detaillierung, ist die Anwendung einfach
- Die ermittelten Schätzwerte lassen relativ genaue Schlüsse auf den zu erwartenden Zeitbedarf zu
Schwächen
- Nur mit Projekt-Erfahrungs-DB zu verwenden
- Grosse Möglichkeit der subjektiven Richtigkeit
- Beim Vergessen von nur einer Komponente oder Einflussgrösse kann es eine grosse Abweichung im Gesamtaufwand ergeben
- Das Analogieverfahren ist nur sinnvoll, wenn von vielen früheren Verfahrensentwicklungen die Zeiten und deren Zustandekommen exakt aufgezeichnet wurden
- Da es ausschliesslich auf Vergangenheitswerten beruht, dürfen die Werte nicht kritiklos verwendet werden sondern müssen an aktuelle Projektsituationen angepasst werden